9. Die sozialen Einrichtungen
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In den Städten wohnten nicht nur wohlhabende Kaufleute und Handwerker, von denen bisher die Rede war. Auch damals lebten dort Arme, Schwache, Gebrechliche und Kranke. Mit den Kirchen und Klöstern teilten sich die Städte die Aufgabe, auch für diese Menschen zu sorgen. Auch reiche Familien halfen durch großzügige Stiftungen. So entstanden Spitäler für Kranke, Siechenhäuser für Gebrechliche und Alte. Außerhalb der Stadtmauer standen die Leprosenhäuser für Aussätzige, die sich nur mit einer Glocke oder Holzrassel in der Hand den bürgerlichen Wohnungen nähern durften Unsere heutige Einstellung zu Armut und Not ist grundverschieden von der damaligen, weil wir die Armut nicht mehr als unvermeidlichen Teil der Weltordnung hinnehmen. Eine Wohlstandsgesellschaft kann es sich als Ziel setzen, die Armut abzuschaffen. In einer unterentwickelten oder noch in der Entwicklung begriffenen Gesellschaft, wie der des westlichen Abendlandes im Mittelalter, war "Vollbeschäftigung'. unmöglich. Viele Leute besaßen ein Stück Landes, das sie bebauen konnten. Für sie bedeutete Armut einen niedrigen Lebensstandard, in einem schlechten Jahr noch Schlimmeres. Viel größer war aber die Zahl derer, die kein Land besaßen, und für sie konnte die Armut zu einem unzertrennlichen Gefährten werden. Doch war für einen gewissen Ausgleich gesorgt: Es wurde als selbstverständlich vorausgesetzt, dass man sich in Zeiten der Not gegenseitig half, und die Kirche wies die Reichen fortgesetzt auf ihre Verpflichtung hin, den Armen gegenüber großzügig mit Almosen zu sein. Unter diesen Umständen ist es verständlich, dass die Armut als etwas Unvermeidliches hingenommen wurde. |
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